Ab Mai 2024 erfolgt in Remscheid die Umstellung von L- auf H-Gas. Bis Ende März werden bestehende Gasgeräte umgerüstet. Im Folgenden erläutern wir die technischen Hintergründe dieser Anpassungen, und wie es danach weiter geht.
Erdgasumstellung – die Hintergründe
Im Jahr 2015 startete eines der größten Infrastrukturprojekte der deutschen Gaswirtschaft: die Umstellung von L- auf H-Gas. Da die Fördervorkommen für L-Gas bald erschöpft sind, wird deutschlandweit im Rahmen der sogenannten Markraumumstellung von L- auf H-Gas umgestellt. Die Umstellung soll bis 2030 abgeschlossen sein.
Erdgasumstellung in Remscheid – was bisher geschah
- April – Juni 2022: Erhebungsphase im Schaltbezirk 1 (Bezirk West)
- Januar – März 2023: Erhebungsphase im Schaltbezirk 2 (Bezirk Ost)
Während dieser Erhebungsphase wurden unter anderem Hersteller, Gerätetypen und CE-Kennzeichnungen erfasst, um zu überprüfen, ob die Geräte den technischen Anforderungen für die Umstellung von L- auf H-Gas entsprechen.
Welche technischen Anforderungen muss ein Gasgerät für die Erdgasumstellung erfüllen?
Aufgrund unterschiedlicher Beschaffenheiten kann Brenngas nicht einfach so ausgetauscht werden. Folgende Faktoren sind je nach Art des Gases Schwankungen unterlegen:
- Die Gasdichte (sog. Wobbe-Index): Dieser Index gibt die Energiedichte des Gases an.
- Die Gasdurchflussmenge (Wärmebelastung): Die Menge des durch die Leitungen fließenden Gases beeinflusst die Wärmeleistung des Systems.
- Die Verbrennungseinstellung (Luftzahl): Die optimale Mischung von Gas und Luft ist entscheidend für eine effiziente Verbrennung.
- Die Prozesstemperatur: Die Temperatur während des Verbrennungsprozesses beeinflusst die Effizienz und Emissionen.
- Die Flamme (Temperatur, Länge, Form)
- Die Ofenraumatmosphäre: Die Zusammensetzung der Luft im Ofenraum beeinflusst die Verbrennung.
- Die Abgaszusammensetzung: Die Zusammensetzung der Abgase hat Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit.
- Die Methanzahl: Methan ist der Hauptbestandteil von Erdgas. Die Anpassung berücksichtigt Schwankungen in der Methanzahl, um eine konstante Verbrennungsqualität zu gewährleisten.
- Das C/H-Verhältnis: Das Verhältnis von Kohlenstoff (C) und Wasserstoff (H) beeinflusst die Verbrennungseffizienz.
Um diese Schwankungen auszugleichen, müssen an vielen Geräten die Gasdüsen ausgetauscht und/oder der Brenner neu eingestellt werden. Bei einer ausbleibenden Anpassung führen diese Faktoren zu einer Minderung oder anderweitigen Veränderung der Verbrennungsqualität, also zu einem ineffizienten Betrieb der Heizung.
Der Techniker hat in der Erhebungsphase geprüft, ob eine Umrüstung möglich ist. Denn nicht alle Geräte, besonders ältere Modelle, können angepasst werden, weil neben der Düse auch andere Komponenten mit der Zusammensetzung von H-Gas nicht kompatibel sind, Ersatzteile nicht mehr geliefert werden, keine Betriebserlaubnis für Deutschland besteht oder zu viele Mängel bestehen. Dann musste die komplette Heizung ausgetauscht werden. Gasanlagen mit nicht anpassbaren Geräten wurden am 16.01.2024 vom EWR-Netz getrennt.
Anpassungsphase fast abgeschlossen
Seit Beginn des Jahres werden an den Heizungen die nötigen Anpassungen vorgenommen. Das heißt konkret: Es werden Düsen ausgetauscht und Brenner neu eingestellt. Einige Heizgeräte sind adaptiv, was bedeutet, dass die Gasdüse sowohl mit L- als auch mit H-Gas kompatibel ist. Dies ist bei vielen Viessmann-Geräten der Fall.
Bei erfolgter Anpassung wurde oder wird Ihr Gerät mit einem entsprechenden Siegel beklebt. Es dient Hausbewohnern als Gewissheit, dass ihre Geräte den technischen Anforderungen entsprechen, und Heizungsmonteuren und Schornsteinfegern zur Information. Zur zusätzlichen Qualitätssicherung vereinbart die EWR mit jedem zehnten Gerätebetreiber einen weiteren Termin, bei dem das Gerät erneut überprüft wird.
So geht es jetzt weiter:
Zu diesen Terminen erfolgt die H-Gas Umstellung:
- Schaltbezirk 1 (West): 14.05.2024
- Schaltbezirk 2 (Ost): 09.07.2024
Woher kommt das neue Gas?
Bisher floss L-Gas durch die Remscheider Gasleitungen, das hauptsächlich aus den Niederlanden stammte. Das energiereichere H-Gas kommt hauptsächlich aus Norwegen und Russland.
Neue Heizung wegen Gasumstellung – die Optionen
In anderen Städten Deutschlands und des Bergischen Landes ist die H-Gas Umstellung noch nicht gestartet. In Teilen Solingens beginnt die Erhebungsphase erst 2026.
Falls die Erdgasumstellung in Ihrem Versorgungsgebiet noch bevorsteht und Sie wissen, dass Ihre alte Heizung nicht den Anforderungen entspricht, ist es sinnvoll, sich frühzeitig Gedanken über den anstehenden Heizungstausch zu machen. Folgende Optionen stehen Ihnen für eine neue Heizung wegen Gasumstellung zur Verfügung:
Option 1: Einbau einer neuen Gasheizung
Vorteile:
- Kurzfristige Lösung: Die Installation einer neuen Gasheizung ermöglicht eine schnelle Anpassung an die Gasumstellung.
- Bewährte Technologie: Gasheizungen sind bewährte und effiziente Heizsysteme.
- Übergangsfristen nutzen: Gemäß dem Gebäudeenergiegesetz können Gasheizungen in Großstädten bis zum 30. Juni 2026 und in kleineren Kommunen bis zum 30. Juni 2028 eingebaut werden.
Nachteile:
- Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen: Neue Gasheizungen basieren weiterhin auf fossilen Brennstoffen und tragen zur CO2-Emission bei.
Option 2: Einbau einer klimafreundlicheren Heizung
Vorteile:
- Nachhaltige Lösung: Der Einsatz klimafreundlicher Heizungen wie Wärmepumpen oder Hybridheizungen reduziert die Umweltauswirkungen.
- Fördermöglichkeiten nutzen: Für den Einbau klimafreundlicher Heizungen gibt es seit diesem Jahr neue Förderungen. Ein Klimageschwindigkeitsbonus von 20 Prozent wird gewährt, wenn die alte Heizung vor Ende 2028 ausgetauscht wird. Alles zu den Fördermöglichkeiten erfahren Sie auch in unserem Blogbeitrag Förderung Heizung – Antragstellung ist jetzt möglich.
Nachteile:
- Investitionskosten: Der Einbau von klimafreundlichen Heizungen kann anfangs teuer sein.
- Komplexität: Ein Umstieg auf alternative Heizsysteme erfordert möglicherweise Anpassungen an der Infrastruktur des Gebäudes.
Die Entscheidung zwischen einer neuen Gasheizung und einer klimafreundlicheren Alternative hängt von individuellen Prioritäten, Budgets und ökologischen Überlegungen ab. Eigentümer sollten die langfristigen Auswirkungen und Kosten sorgfältig abwägen, um die für sie am besten geeignete Option zu wählen. Sprechen Sie uns an. Wir beraten Sie gerne!
Erdgasumstellung in Remscheid – das Wichtigste auf einen Blick
- In Remscheid erfolgt ab Mai die Umstellung von L- auf H-Gas, wobei Techniker der Stadtwerke seit Anfang des Jahres Anpassungen an den Geräten vornehmen.
- Nicht alle Gasgeräte sind bei einer Erdgasumstellung anpassbar, in solchen Fällen ist ein vollständiger Austausch notwendig.
- Die Umstellung auf H-Gas erfolgt im Gebiet West am 14.05. und im Gebiet Ost am 09.07.
- Das neue Gas kommt hauptsächlich aus Norwegen und Russland.
Sie benötigen Beratung zum Thema Heizungstausch? Rufen Sie uns an. Wir helfen Ihnen gerne weiter.
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